Johannes Beus hat in seinem famosen Artikel über Google-Ranking-Faktoren mittels statistischer Methoden zu ergründen versucht, welche Faktoren fürs Google-Ranking entscheidend sind. Dabei stellte er fest, dass die Überschriften H2 bis H6 einen deutlichen Einfluss aufs Ranking haben, der Einsatz von H1 aber überhaupt keine Rolle zu spielen scheint. Das ist natürlich starker Tobak, denn die herausragende Bedeutung von H1 unter den Onpage-Faktoren schien eine seit Jahren von den SEO-Experten anerkannte Tatsache zu sein.
Da natürlich auch ich stets erzählt habe, wie wichtig H1 ist – zuletzt etwa noch auf meiner Suchmaschinen-Trainings-DVD, wollte ich mich nicht so einfach mit einer statistischen Analyse zufrieden geben und habe sofort selbst eine Art Laborexperiment begonnen. Dazu stellte ich auf einer seit Jahren vorhandenen Testdomain einige Seiten mit unterschiedlichem Einsatz von H1-, H2- und H3-Überschriften online. Die Seiten sind so gestaltet, dass das benutzte Keyword auf jeder Seite zweimal vorkommt, einmal in einer Überschrift, einmal im Fließtext. Der Fließtext sowie der TITLE wurden zur Vermeidung von Duplicate Content mit vollkommen belanglosen, aber jeweils unterschiedlichen Sätzen bzw. Wörtern gefüllt. Hier das Ergebnis meines Tests:
Position | benutzte Überschriften |
---|---|
1. | H1: nicht vohanden H2: Blindtext H3: Keyword |
2. | H1: nicht vohanden H2: Keyword H3: nicht vohanden |
3. | H1: Blindtext H2: Keyword H3: nicht vohanden |
4. | H1: Keyword H2: nicht vohanden H3: nicht vohanden |
Der neugierige Suchmaschinenoptimierer sieht daran, dass tatsächlich auch im Laborexperiment H1-Überschriften schlechter abschneiden als ihre H2- oder H3-Kollegen. Ob nun wirklich H3 besser funktioniert als H2, das möchte ich daraus noch nicht endgültig ableiten. Vielleicht kann Johannes dazu ja seine Daten nochmals aufschlüsseln.
Bleibt die Frage, was sich Google dabei eigentlich denkt? Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass inzwischen etliche Blog- und Redaktionssysteme in den Standard-Templates den Blognamen in H1 setzen, die für die jeweilige Seite weitaus genaueren Texte aber in den laut W3C „unwichtigeren“ Überschriften zu finden sind. Jedenfalls zeigt sich an diesem Beispiel wieder einmal, wie gut es ist, auch allgemein anerkannte Weisheiten regelmäßig zu hinterfragen.