Johannes hat wieder einmal einen wunderbaren Fund aufgetan: Auf einer Subdomain von sueddeutsche.de tummeln sich Angebote, die er zurecht als Blackhat SEO bezeichnet. Faszinierend was Verlage mit ihren Seiten so anstellen (lassen). Mit Internetkompetenz hat ein derartiges Verhalten wenig zu tun.
Archiv 02 / 2008
Google-Diskussionen um NOINDEX
2008-02-25
Matt Cutts berichtet in seinem Blog über Diskussionen in Googles „search quality group“ zum Verhalten des Noindex-Tags. Während Google bisher (ebenso wie Ask, aber anders als Yahoo und MSN) Seiten, die NOINDEX enthalten, komplett aus seinem Index raushält, gibt es offenbar Überlegungen, dies zu ändern. Denn die Googlianer haben bemerkt, dass hin und wieder einige wichtige Seiten (etwa die koreanische Bundespolizei) vermutlich durch einen fehlerhaften Einsatz des Noindex-Tags ausgeschlossen werden.
Dabei finde ich einen Satz in diesem Zusammenhang äußerst bedenklich:
Our highest duty has to be to our users, not to an individual webmaster.
Grundsätzlich stimme ich diesem Satz zu, aber nicht bei dieser Frage. Denn der Webmaster ist Herr über seine Seiten – und NOINDEX ist der Wunsch des Webmasters, den Suchmaschinen zu beachten haben. Auch wenn in Einzelfällen Google und Nutzer den Wunsch haben könnten, eine ausgeschlossene Seite zu sehen. Letztendlich ist das auch Ergebnis des Urheberrechts: Der Urheber eines Seite bestimmt, wer sie sehen darf und wer nicht und NOINDEX ist das Mittel dazu. Die von Google angebotene Alternative, Seiten über die Webmaster Console zu sperren, ist untauglich. Schließlich muss ich als Urheber in der Lage sein, meine Rechte wahrzunehmen, ohne mit einem Unternehmen wie Google erst in Kontakt treten zu müssen. Das ist genau so wie Opt-In versus Opt-Out bei E-Mail-Werbung.
Die Umfrage bei Matt Cutts zeigt, dass die große Mehrheit der Webmaster ähnlich denkt. Derzeit verlangen 85 Prozent der Abstimmenden, dass NOINDEX bleibt, was es ist – ein einfacher Weg, sein Urheberrecht wahrzunehmen.
Landing Pages vs. Doorway Pages
2008-02-25
Ich habe in letzter Zeit mehrmals Diskussionen geführt, was denn nun Doorway Pages seien und ob und wenn ja, wie sie sich von Landing Pages unterscheiden. Doorway Pages habe ich vor ewigen Zeiten im Lexikon so definiert:
Doorway Pages sind hoch optimierte Seiten, deren alleiniger Zweck es ist, bei den Suchmaschinen angemeldet und dort gut platziert zu werden.
Landing Pages, also Landeseiten, hingegen sind alle Seiten, von denen der Webmaster hofft, dass sie in Suchmaschinen gut platziert werden und somit Besucher von Google und Konsorten kommend dort ankommen, sprich: dort landen.
Anders als bei der Doorwaypage sagt der Begriff Landingpage nichts über die Gestaltung aus. Während Doorway Pages (zu schlecht deutsch auch Brückenseiten genannt) also kaum Inhalt transportieren und nicht Bestandteil der Website im eigentlichen Sinne sind, können Landing Page sehr wohl ein wesentlicher Teil der Site sein – müssen es aber nicht. In der Tat ist die wichtigste Landingpage fast jeder Website die Startseite (aka Homepage).
Anders formuliert beschreibt der Ausdruck Landingpage einen Zweck: Landing Pages haben den Zweck, gut in Suchmaschinen platziert zu sein. Doorway Pages bezeichnen hingegen eine Art der Gestaltung: Eine Doorwaypage ist nicht zentraler Bestandteil der Website und enthält entsprechend wenig Inhalt. Das bedeutet auch, dass Doorway Pages immer auch Landing Pages sind – oder zumindest sein wollen. Umgekehrt muss eine Landingpage keineswegs eine Doorwaypage sein.
Verwunderung über Yahoo
2008-02-18
Martin Weigert von zweinull.cc reibt sich verwundert die Augen ob der vielen Aktivitäten von Yahoo in den letzten Wochen. Seit Microsoft sein Übernahmeangebot abgegeben hat, haben die Yahoos einen Videostreaming-Service, eine Kooperation mit T-Mobile, einen Mobilservice namens oneConnect und den Digg-Clone Buzz entweder angekündigt oder gestartet.
Eigentlich würde Martin
auf eine Atmosphäre der Verunsicherung, Resignation und Niedergeschlagenheit tippen. Bei Yahoo jedoch scheint man diese Gefühle nicht zu kennen (oder sie gut verstecken zu können).
Aber die aufgeworfene Frage ist durchaus interessant: Macht Yahoo einfach weiter wie geplant, in der Überzeugung, der Angriff von Microsoft werde eh ins Leere laufen? Oder ist das Ganze nicht eher das, was man bei kranken Bäumen als Angsttriebe bezeichnen würde?
Die Rolle der IP-Adressen in der Suchmaschinenoptimierung
2008-02-11
Johannes beleuchtet in seinem aktuellen Post Hosting mit eigener IP-Adresse – nötig für SEO? auch die Frage, ob Google die Diversität der Backlink-IPs als Qualitätskriterium heranzieht. Seiner Einschätzung zufolge ist das nicht der Fall und belegt das mit dem Fall Strato. Dieser Provider hostet eine äußerst große Anzahl an Websites auf vergleichsweise wenig IP-Adressen. Johannes folgert entsprechend:
Zum anderen würde dies bedeuten, dass Google Links unter Stratokunden, die alle eine IP aus dem Block 81.169.145.* haben, geringer wertet, als solche von anderen Providern: völliger Unsinn.
Ich weiß ebenso wenig wie Google das nun tatsächlich handhabt. Ich bin aber überzeugt, dass die „Signale-Theorie“ stimmt: Google zieht zur Bewertung einer Website eine Vielzahl an Parametern (sprich: Signale) heran. Sind davon zu viele außerhalb eines als „okay“ betrachteten Bereichs, führt dies zu einer schlechteren Bewertung und in der Folge zu schlechteren Positionen. Der Sinn dieser Signale liegt darin, festzustellen, ob eine Website „normal“ optimiert und insbesondere verlinkt oder ob irgendwie übertrieben wurde. Die Verteilung der Backlink-IP-Adressen ist, davon gehe ich aus, ein derartiges Signal.
Johannes‘ Strato-Argument überzeugt mich ebenfalls nicht ganz: Eine Website, die überproportional viele Strato-Backlinks hat, ist sicherlich nicht „normal“ verlinkt. Im Gegenteil: Ein solches Verlinkungsmuster deutet darauf hin, dass hier getrickst wurde. Eine Abwertung wäre entsprechend gerechtfertigt. Wir hatten dazu bei Neomo eine Reihe von Untersuchungen durchgeführt. Unsere Erkenntnis war, dass Spamseiten deutlich an der im Vergleich zur gesamten Backlink-Anzahl geringeren IP-Anzahl zu erkennen waren. Ich gehe jede Wette ein, dass Google schon längst ähnliche Experimente durchgeführt hat und zu den gleichen Schlussfolgerungen gekommen ist. Weshalb ich sehr wohl daran glaube, dass die Anzahl unterschiedlicher Backlink-IP-Adressen – idealerweise aus unterschiedlichen Subnetzen (das sind nicht immer die ersten drei Oktets!) – eine Rolle für die Google-Optimierung spielt.
Das Ende einer Ikone? Microsoft möchte Yahoo kaufen
2008-02-01
Die heutige Ankündigung, derzufolge Microsoft gerne Yahoo übernehmen möchte, kommt ja nicht wirklich überraschend. Zu wenig hat Yahoo in letzter Zeit auf die Beine stellen können, trotz bester Voraussetzungen. Denn fürs Web 2.0-Zeitalter ist Yahoo eigentlich recht gut aufgestellt gewesen: Schon früh erkannten die Yahooler das Potenzial von User Generated Content-Sites wie del.icio.us oder flickr und kauften ein als die Preise noch in einem erträglichen Rahmen lagen. Allerdings schaffte Yahoo es nicht, die Zukäufe sinnvoll in die gesamte Portalstrategie einzugliedern.
Seit Jahren ist für außenstehende Beobachter denn auch unklar, welche Strategie die Kalifornier verfolgen. Yahoo war in den ersten Jahren nach der Gründung 1994 eindeutig im Bereich der Websuche positioniert, auch wenn das damals wohl nicht so bezeichnet worden ist. Doch zur Jahrtausendwende wandte man sich zusehends von der Websuche ab – ausgerechnet zu der Zeit als mit Google der große Aufstieg der Suchmaschinen begann. Und Yahoo spielte für diesen Aufstieg gar eine wesentliche Rolle, denn im Sommer 2000 wurde Google die Ersatz-Suchmaschine für den zum damaligen Zeitpunkt noch höchst bedeutsamen Yahoo-Webkatalog.
Bis zum heutigen Tag ist die Beziehung von Yahoo zu Google höchst interessant: Beide Unternehmen haben ihre Wurzeln an der Universität Stanford und beide brachte der Risikokapitalgeber Sequoia als Early-Investor auf die Erfolgsspur. Yahoo und Google trafen sich wegen diverser Patentklagen mehrmals vor Gericht und Yahoo hält, unter anderem als Ergebnis dieser Auseinandersetzungen, mehrere Millionen Google-Anteile. Sollte Microsoft also wie geplant Yahoo übernehmen, gehörte dem Windows-Konzern auf einen Schlag ein kleiner, aber nicht verschwindender Teil von Google.
Das womögliche Ende von Yahoo als eigenständige Firma würde eine Zäsur darstellen. Denn Yahoo ist eines der letzten noch selbständigen Unternehmen aus der Frühphase des Web. Bereits im Januar 1994 – also vor vierzehn Jahren – ging Yahoo.com online. Und ich erinnere mich noch gut daran, wie stolz ich war als 1996 eine meiner ersten Websites in Yahoo gelistet wurde. Und nicht zuletzt für Suchmaschinentricks.de spielte Yahoo eine wichtige Rolle: Als ich am 1. April 2000 diese Website online stellte, dauerte es nur wenige Tage bis Yahoo sie aufnahm und auch gleich als „Website der Woche“ auszeichnete. Der daraufhin ankommende Besucherstrom verbrauchte gleich am ersten Tag das gesamte Trafficbudget meines Accounts und ich hatte ein paar Tage wenig Schlaf, weil ich ausrechnete, welche Kosten wohl auf mich zukommen würden.
Doch nicht nur die Web-Ikone Yahoo käme bei einem Verkauf unter die Räder, auch andere Urfirmen der Websuche würden sich dann bei Microsoft wiederfinden: Altavista, Overture/Goto.com und Inktomi sind die Unternehmen, die die Geschäftsmodelle der heutigen Suchmaschinen erst möglich gemacht haben. Die bevorstehende Übernahme ist also Grund genug, einmal sentimental zu werden.