Archiv 06 / 2008

Auch wenn die Relevanz von MSN für die Suchmaschinenoptimierung hierzulande aufgrund des kleinen Marktanteils zu gering ist, weist die neue Suchagent-Funktion doch auf einen größeren Trend hin. Es gibt immer weniger „die“ Trefferseite, die über Wohl oder Wehe entscheidet. Hingegen werden unter dem Oberbegriff „Blended Search“ Ergebnisseiten zusammengebaut, die sich aus verschiedenen Quellen bedienen.

Eine solche Anwendung ist der neue Suchagent von MSN, der bisher allerdings nur für das Thema Reise verfügbar ist. Gibt man eine Reiseziel ein, stellt der Suchagent eine portalartige Seite zusammen, die einen Kartenausschnitt, den aktuellen Wetterbericht, Bilder, Werbeanzeigen und sage und schreibe zwei(!) Ergebnisse aus der MSN-Suchmaschine enthält.

Für Suchmaschinenoptimierer heißt das, dass die die klassischen Top-10, womöglich für einen heftigen Short-Head-Suchbegriff, immer weniger wichtig werden. Entscheidend ist es, wie viel Traffic insgesamt über Suchmaschinen auf die optimierte Seite kommt. Wie wir das aber unseren Kunden beibringen, ist eine andere Frage.

Cheat Sheets, zu gut deutsch: Spickzettel, stellen auf wenig Raum die wichtigsten Infos zu einem Thema zusammen. Für Suchmaschinenoptimierung wurde ich nur mit einer englischsprachigen Version bei SEOmoz fündig, die zudem aus meiner Sicht einige wichtige Dinge ausblendet, anderen hingegen zu viel Raum einräumt.

Also habe ich ein deutsches Cheat Sheet Suchmaschinenoptimierung erstellt, das auf zwei DIN A4-Seiten die hoffentlich wichtigsten Informationen für die Optimierung enthält. Enthalten sind Tipps für ein suchmaschinenfreundliches URL-Schema und zum Umgang mit Domains und Subdomains, eine HTML-Musterseite für eine sinnvolle Onpage-Optimierung sowie eine grobe Anleitung zur grundsätzlichen Vorgehensweise. Weiterhin habe ich Hinweise zur Syntax der robots.txt-Datei, zum Robots-Metatag und zur Erstellung einer 301er-Weiterleitung aufgenommen, ebenso einige Empfehlungen zum Linkaufbau.

Natürlich kann eine zweiseitige PDF-Datei bei weitem nicht alle Informationen aufnehmen und schon gar nicht darf man ausführliche Erklärungen erwarten. Gedacht ist das Cheat Sheet als Checkliste bei der täglichen Optimierungsarbeit, vor allem für all jene Webmaster und Webdesigner, die nicht täglich mit SEO beschäftigt sind und denen deshalb noch nicht alle wichtigen Punkte in Fleisch und Blut übergegangen sind.

Sollten sich Fehler eingeschlichen haben oder falls ich wichtige Punkte vergessen habe, freue ich mich natürlich auf Eure Anregungen. Und hier geht’s nun endlich zum Download:
Cheat Sheet Suchmaschinenoptimierung (PDF, 154 KB)

Wer statt eines kurzen Cheat Sheets lieber lange Tutorials liest:
SEO Tutorial von Johannes Beus
SEO Tutorial von Thomas Promny
SEO-Tutorial von Johannes „Jojo“ Siemers
Und hier gibt es viele, viele Cheat Sheets zu allen möglichen (Web-)Themen:
Dr. Web Cheat Sheet Liste

Update:
Ich habe den Link auf Jojos Tutorial ergänzt, den ich in der ersten Version hier im Beitrag vergessen hatte.

Auf den klassischen Suchmaschinenkonferenzen ergibt sich eigentlich immer die Diskussion, dass die Vorträge für manche Zuhörer zu wenig Tiefe zeigen. Meine Standardantwort darauf ist stets, dass das Thema Suchmaschinenoptimierung, sobald es ans Eingemachte geht, für den klassischen Konferenzvortrag ungeeignet ist. Denn es gibt keine allgemein gültigen SEO-Weisheiten, die der Referent als Guru dem gemeinen Volk mitteilen könnte – er kann nur von Erfahrungen und Ideen berichten. Diese aber sollten dann von anderen SEO-Experten diskutiert werden können, und genau das kann (oder will) eine klassische Konferenz nicht leisten.

Es gibt aber eine Konferenzform, die genau dafür bestens geeignet ist: Das BarCamp. Offenbar hat sich Marco das gleiche gedacht und ein SEO-BarCamp für Berlin angekündigt und bittet alle Interessierten, sich mit Ideen und Vorschlägen bei ihm zu melden.

Ich war letztes Jahr auf dem BarCamp in Köln und hab dort spontan eine SEO-Session initiiert, die sich IMHO sehr gut entwickelt hat und die, nachdem ich bereits wieder unterwegs gen Heimat war, noch gleich in zwei weiteren Teilen fortgeführt wurde. Wer’s verpasst hat, das Video dazu ist noch online: Video BarCampCologne2 Suchmaschinenoptimierung.

Vor einigen Wochen sah es noch so aus als würde Microsoft per Übernahme der Web-Ikone Yahoo den Garaus machen. Inzwischen ist offenbar die Übernahme durch den Windows-Konzern geplatzt, doch Yahoos Zukunft ist alles andere als gesichert. Ganz im Gegenteil erinnert mich der Deal mit Google eher an einen Selbstmord auf Raten. Zwar leben Suchmaschinen in der Wahrnehmung der Nutzer von der Qualität ihrer Suchergebnisse, in Wirklichkeit aber sind die zur Anfrage passenden Werbeanzeigen das Lebenselixier von Google, Yahoo und Co. Wenn Yahoo nun künftig Anzeigen des Konkurrenten Google einblendet, heißt das nichts anderes als laut und deutlich hinauszuposaunen: „Google hat die besseren Werbeanzeigen!“ Wieso sollen künftig Anzeigenkunden noch direkt zu Yahoo gehen, wenn ihre Google-Anzeigen sowieso auch bei Yahoo erscheinen?

Diese Entwicklung ist um so dramatischer, wenn man bedenkt, dass Yahoo vor fünf Jahren den Erfinder der Suchbegriffswerbung, Overture, übernommen hatte. Der Pionier, der die Milliardenumsätze von Google erst ermöglichte, gilt nun offenbar auch im eigenen Unternehmen nichts mehr. Mit dieser Bankrotterklärung hat sich Yahoo jegliche Chance verbaut, im klassischen Suchgeschäft auch nur ein wenig weiter an Google heranzukommen. Sollte Yahoo es aber schaffen, damit Ruhe einkehren zu lassen und neuen Entwicklungen wie etwa der mobilen Suche den eigenen Stempel aufzudrücken, dann wäre das ein geschickter Schachzug. Wird aber weiter herumgewurstelt wie seit etlichen Jahren, dann ist das Ende von Yahoo in der Tat nahe.

Noch ist die Konferenzsaison dieses Frühjahrs nicht ganz vorbei. Am 23. und 24. Juni findet in Hamburg die SearchEngineStrategies 2008 (SES) statt. Damit gibt es die SES bereits zum sechsten Mal in Deutschland, dieses Jahr aber erstmals unter neuer Regie, denn das alte Team um Matthew Finlay hat bereits im April in München die erste Ausgabe der SearchMarketingExpo ausgerichtet.

Die SES bietet zwei parallele Tracks. Am ersten Tag wird unterschieden zwischen Grundlagen- und Fortgeschrittenenkurs. Die Grundlagenschiene bietet Vorträge zu Themen wie „Suchmaschinenfreundliches Design“ oder „Schreiben für die Suchmaschine“. Die fortgeschrittenen Sessions behandeln neue Suchmaschinentrends oder gehen der Frage auf den Grund, wie man Besucher zu Käufern macht. Ich bin am ersten Tag in der Grundlagensession über Keyword-Recherche im Einsatz, zusammen mit Alan Webb, Philipp von Stülpnagel und Bastian Dautzenberg.

Tag zwei behandelt zwei unterschiedliche Themenschwerpunkte. Schiene 1 widmet sich „Problembereichen und Strategien“, Schiene 2 der „Taktik“ – eine Abgrenzung, die nicht wirklich viel Unterscheidungskraft aufweist. Der Höhepunkt dieses zweiten Tages verspricht die Session „Optimale Verlinkungsstrategien 2008“ zu werden. Mit Thomas Promny und Marcus Tandler sind zwei ausgewiesene Linkbuilding-Experten auf dem Panel vertreten, hier sollte für viele Suchmaschinenoptimierer der eine oder andere Tipp zu haben sein.

Ich darf zuvor in der recht unglücklich bezeichneten Session „Standort-Beratung“ zusammen mit Markus Hövener, Pascal Fantou und wiederum Alan Webb Websites der Besucher auf SEO-Probleme hin untersuchen. Wer von der SES möglichst viele praktische Tipps erwartet, sollte unbedingt zu dieser Site-Clinic kommen und seine Website inspizieren lassen. Bei einer ähnlichen Session im April auf der SMX gingen uns am Ende tatsächlich die Websites aus – das sollte auf der SES nicht passieren, denn hier bekommen Sie richtig gutes Consulting für Ihre Website.

Nein, ich hab die Suchmaschinenoptimierung nicht aufgegeben. Im Gegenteil, die letzten Wochen war ich viel auf Konferenzen unterwegs und habe einschlägige Vorträge gehalten: Auf der Webinale in Karlsruhe hatte ich die Ehre, über Social Media Optimization reden zu dürfen. Eine lustige Erfahrung über ein Thema zu reden, wenn die Dichte an echten Cracks im recht kleinen Raum sehr groß ist: Oliver Gassner, einer der erfahrensten deutschen Blogger, protestierte denn auch gleich als ich über die Vorgehensweise zum Erzeugen mehrerer Digg-/Yigg-/Sonstwas-Social-Accounts sprach. Yigg-Macher Michael Reuter wollte sich dem Protest zumindest öffentlich nicht anschließen und erklärte mir hinterher, dass die Yigg-Betreiber selbst „Yigg“ wie „jetzt“ aussprechen, die meisten sonstigen Menschen wohl aber allesamt „Dschigg“ sagen. Mit Fabian Ziegler quatschte ich recht angeregt vor dem Vortrag, mit Remo Uherek ebenso angeregt hinterher. Ansonsten fand ich die Webinale eher müde dieses Jahr und die Party war kaum erwähnenswert. Meinen Vortrag gibt’s natürlich auch als Download: Social Media Optimization (PDF, 1.031 KB)

Markus Kellermann hatte mich und Karsten im Winter mit einer Einladung zum Pokalspiel 1860 – Mainz 05 bestochen; also blieb mir nichts anderes übrig als auf der Affiliate TactixX über die SEO-Fehler von Affiliates zu sprechen. 🙂
Ganz anders als die Webinale war die Affiliate TactixX quicklebendig; es gab viele interessante Gespräche am Rande und wenn nicht die Datenbank hinter meiner Keyword-Datenbank abgeschmiert wäre, hätte ich es noch mehr genießen können. Auch den Vortrag von der Affiliate TactixX habe ich natürlich zum Download: SEO Fehler von Affiliates (PDF, 277 KB)