Archiv 10 / 2001

Am morgigen 1. November stellt Infoseek.de seinen Betrieb ein. Damit verschwindet nach der US-amerikanischen Mutter nun auch der deutsche Ableger. Grund für das Ende von Infoseek in Deutschland ist der Rückzug von T-Online aus dem Joint Venture.

Mit dem Aus für Infoseek nimmt die Vielfalt unter den Suchmaschinen weiter ab. Derzeit teilen sich Google, Inktomi und FAST den Markt fast unter sich auf. Alle großen Portale oder Suchmaschinen greifen auf den Datenbestand dieser drei Unternehmen zurück:
Yahoo, Google: Google
Alltheweb, Lycos, T-Online, Web.de: FAST
AOL, MSN, Hotbot: Inktomi
Einen eigenen Datenbestand pflegen derzeit noch Fireball, Altavista und Excite, wobei die beiden letzteren zumindest im Moment eher dahinvegetieren. Und auch die Zukunft von Fireball ist alles andere als gewiss, gehört der Suchdienst doch zum Lycos Europe Konzern, der mit Hotbot und Lycos zwei weitere Suchmaschinen betreibt.

Google, derzeit die populärste und wohl auch beste Suchmaschine, plant die Einführung gebührenfinanzierter Dienste. Dies könnten vor allem sogenannte vertikale (also auf ein enges Thema begrenzte) Suchmöglichkeiten etwa nach technischen oder medizinischen Informationen sein. Wie der US-amerikanische Onlinedienst news.com meldet, sind diese Überlegungen allerdings noch in einer sehr frühen Phase.

Nachdem Microsofts Portalseite MSN kürzlich Yahoo dank der Weiterleitung im Internet Explorer bei Tippfehlern nach Besucherzahlen überholen konnte, geht der Kampf um die Vorherrschaft im Netz in eine neue Runde. Microsoft schließt derzeit alle Nutzer des Opera-Browsers und etlicher Versionen von Netscapes Mozilla von seiner Portalseite msn.com aus und fordert zur Installierung des Internet Explorers auf. Die deutsche Variante msn.de ist derzeit davon noch nicht betroffen.

Die kürzlich veröffentlichten Besucherzahlen der beiden Portalseiten Yahoo und MSN (Microsoft Network) führen nun zu einer Auseinandersetzung um die Funktion des Internet Explorer, der den Nutzer bei einem Tippfehler in der URL auf die Suchseite von MSN leitet.

Yahoo hat eine kleine Softwaresammlung namens „Yahoo Essentials“ veröffentlicht, die neben einem Instant Messenger und eMail-Funktionen auch die Tippfehlerumleitung des Internet Explorer so ändert, dass der Nutzer auf die Yahoo-Suchseite geführt wird. Zusätzliche Brisanz gewinnen die „Essentials“ durch eine Vereinbarung mit Compaq, die Software auf den neuen Consumer-PCs vorzuinstallieren. Damit tritt Yahoo erstmals in direkte Konkurrenz zu Microsoft.

Altavista liefert nach wie vor alte Ergebnisse aus. Eine Sprecherin des Suchmaschinenbetreibers gab gegenüber US-amerikanischen Journalisten zu, dass die letzte komplette Aktualisierung im Juli stattfand. Für die regionalen Datenbestände, wie etwa den deutschsprachigen Index unter www.altavista.de, sieht es noch verheerender aus: Hier gab es seit April keine Aktualisierungen mehr. Ende August wurde versprochen, dass „in wenigen Wochen“ die regelmäßigen Aktualisierungen wieder aufgenommen würden.

Da ein komplett veralteter Datenbestand wenig nützlich ist, verlassen denn auch die User Altavista in Scharen. In den USA verlor die Suchmaschine etwa die Hälfte seiner Nutzer innerhalb eines Jahres (September 2000 bis September 2001). Google hingegen konnte im selben Zeitraum seine Nutzerzahl fast verdreifachen.

Trotzdem will Altavista weitermachen. Der einstige Status als führender Suchdienst ist zwar lange vorbei, doch hofft Altavista-Eigner CMGI nach wie vor auf ein Comeback. Im November soll nun endlich ein aktueller Datenbestand präsentiert werden. Ob es dann noch Nutzer gibt, die dies registrieren, muss sich zeigen.

Laut einer Untersuchung von Jupiter MMXI überholte im September Microsofts MSN das Suchportal Yahoo nun auch in Deutschland nach Besucherzahlen. Zuvor war MSN dies bereits in den USA gelungen.

Allerdings ist die Studie in den USA umstritten. Zum einen sind die Besucherzahlen (auch als „Reichweite“ bezeichnet) wenig aussagekräftig, da nicht berücksichtigt wird, ob ein Besucher nur einmal im Monat oder mehrmals täglich die Site besucht hat. Zum anderen leitet der Internet Explorer in seinen aktuellen Versionen automatisch einen Besucher auf die Suchseite von MSN, falls der sich vertippt hat.

Nun haben die Auswirkungen des Terroranschlags vom 11. September auch die Suchmaschinen erreicht. Google entfernte Seiten aus seinem Cache, die mögliche sicherheitsrelevante Informationen enthalten könnten. Über Google waren so Seiten einzusehen, die als Folge des Anschlags nicht mehr oder nur noch per Passwort erreichbar waren.

Bürgerrechtsgruppen kritisierten die Zensur und erklärten, dass Informationen, die einmal veröffentlicht wurden, nicht mehr unter Kontrolle zu halten sind.

Im dritten Quartal des laufenden Jahres brach der Umsatz von Yahoo mit 166 Mio. US-Dollar auf gut die Hälfte des Vorjahresquartals (296 Mio. US Dollar) ein. Der enorme Rückgang wird mit den Schwächen im Internet-Werbemarkt erklärt.

Nach Besuchern gerechnet bleibt Yahoo international Spitze. Von 166 Mio. Besuchern im September 2000 stieg der Wert auf 210 Mio. Besucher im September diesen Jahres an.

Da die vorgelegten Zahlen die Erwartungen der Analysten trafen und zudem allgemein mit einer Erholung im Werbemarkt gerechnet wird, kletterte die Yahoo-Aktie nach Bekanntgabe der Zahlen um über drei Prozent.

Vor zwei Wochen beantragte Excite@Home, unter anderem Betreiber des Portals Excite, Insolvenz. Ein Hauptgrund dafür sind erhebliche Verluste, die zum größten Teil aus dem Portal- und Suchmaschinenbereich stammen. Im vergangenen Quartal lag der Verlust bei ca. 65 Mio. US-Dollar.

Excite@Home versucht nun, einen Käufer für das Portal zu finden, um sein Kerngeschäft – schnelle Onlinezugänge in den USA – beibehalten zu können. Doch obwohl Excite.com im August zu den zehn meistbesuchten Sites weltweit gehörte, ist bisher kein Interessent in Sicht. Dies mag nicht zuletzt auch daran liegen, dass die Konkurrenten als potentielle Käufer ebenfalls in finanziellen Schwierigkeiten stecken. Ein Kaufpreis von 7,2 Mrd. US-Dollar, wie ihn @Home 1999 für Excite bezahlte, ist heute jedenfalls nicht mehr annähernd vorstellbar.

Je mehr Zeit verstreicht, um so schlechter stehen die Chancen für ein Weiterleben von Excite.com. Die aktuellen Sparmaßnahmen verteiben die noch treuen Nutzer. Vermutlich ist das auch die Kalkulation der Konkurrenz: Warum sollen wir für das Portal zahlen, wenn die Nutzer demnächst sowieso zu uns kommen?

Die norwegische Firma FAST, Betreiber der Suchmaschine Allthweb, wird ab 1. November neuer Partner von T-Online und auf dem Portal der Telekomtochter die Suchfunktionalität bereit stellen.

T-Online hatte bereits vor längerer Zeit die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Partner Infoseek.de gekündigt. In Folge ereilt nun auch Infoseek Deutschland dasselbe Schicksal wie der US-amerikanischen Mutter: Die Suchmaschine wird dicht gemacht.