Der Google Marken-Boost – eine Theorie

Seit gestern rauscht es gewaltig in den Twitter-Feeds der SEO-Szene: Google listet urplötzlich Marken zu einschlägigen Begriffen deutlich besser als zuvor. Was seit Monaten im US-Index zu sehen ist, hat Google nun auch in Deutschland eingeführt. Dass diese enorme Änderung ausgerechnet mitten im Weihnachtsgeschäft stattfindet, wird manchem Affiliate gar nicht gefallen. Um zu verstehen, was genau passiert ist, hier eine kleine exemplarische Übersicht der Änderungen, zum Teil selbst ermittelt, zum Teil beim Johannes geklaut.

handy
t-mobile.de +39
nokia.de +53
sonyericsson.com +83
handys
t-mobile.de neu
vodafone.de +30
nokia.de neu
drucker
canon.de neu
brother.de neu
lexmark.de +10
versicherung
huk.de +8

Jetzt ist es zwar schon mal interessant zu sehen, was Google da so auswirft, die für SEO spannende Frage aber ist, wie das zustande kommt. Offensichtlich gibt Google bekannten Marken einen deutlichen Schub nach oben. Das scheint eine willkürliche Entscheidung zu sein – wobei „willkürlich“ hier bedeuten soll, dass der eigentliche Google-Algorithmus das nicht hergibt. Vermutlich hat Google in Tests festgestellt, dass die Nutzer für generische Anfragen die Brands erwarten, bisher aber häufig nicht gefunden haben. Aber woher weiß Google, dass beispielsweise nokia.de für handy einen Boost verdient hat, für druckeraber nicht?

Ich habe kürzlich im Artikel „Wie Google das Nutzerverhalten vielleicht fürs Ranking nutzt“ ein paar Methoden vorgestellt, wie Google aus dem Such- und Klickverhalten der Nutzer lernen kann. Zwei dieser Methode möchte ich nochmals herausgreifen, denn sie eignen sich gut, um den Mechanismus hinter dem aktuellen Brand-Boost zu erklären.

Frühere Suchsessions

Google kennt ja den Ablauf ganzer Suchsessions. Da fängt ein Nutzer etwa mit einer Suche nach handy an und klickt auf das eine oder andere Ergebnis. Da er noch nicht zufrieden ist oder auf den angeklickten Seiten Informationen erhalten hat, die ihm eine genauere Suche ermöglichen, sucht er weiter. Nehmen wir an, dass er dabei auf einem Forum landet, in dem ein Beitrag vom Online-Shop auf t-mobile.de schwärmt. Nun sucht er gezielt nach t-mobile und landet auf t-mobile.de.

Die ganze Session sieht also in etwa so aus:

  • Suche: handy
  • Suche: vertragshandy
  • Suche: t-mobile
  • Abschließender Klick: t-mobile.de

Was lernt Google daraus, wenn eine derartige Session häufig auftritt? t-mobile.de muss für handy ein guter Treffer sein. Da zudem t-mobile.de ein Brand ist, bekommt t-mobile.de für handy eine entsprechende Aufwertung.

Kookkurrenzen

Besonders einfach lässt sich die Zuordnung einer Marke zu einem generischen Begriff über Kookkurrenzen (mehrere Wörter kommen häufig gemeinsam in einer Query vor) ermitteln. Sucht man im Google Keyword Tool nach handy, so zeigt sicht, dass handy häufig zusammen mit einer Marke gesucht wird:

Kookkurrenzen für handy
handy nokia 4,0 Mio.
handy sony ericsson 3,4 Mio.
handy samsung 2,2 Mio.

Google muss sich also nur ansehen, zusammen mit welchen Marken ein Suchbegriff häufig kombiniert wird, um so zu lernen, für welche Suchbegriffe eine vorhandene Marke einen Boost verdienen könnte. Dieser Mechanismus würde auch erklären, warum für girokonto die Postbank und die Sparkasse plötzlich ganz vorne stehen – eine Frage, die Pip in seinem interessanten Postaufgeworfen hat.

Kookkurrenzen für girokonto
girokonto 368.000
girokonto kostenloses 74.000
kostenos girokonto 33.100
girokonto schufa 12.100
girokonto sparkasse 8.100
girokonto postbank 5.400
studenten girokonto 5.400
zinsen girokonto 5.400
girokonto kreditkarte 3.600

Natürlich ist das alles nur Theorie, allerdings finde ich die Zahlen recht überzeugend. Vielleicht kann ja mit diesen Thesen der eine oder andere SEO seinen Kunden ein wenig beruhigen. Jedenfalls ist auch mit dieser gravierenden Ranking-Änderung SEO beileibe nicht tot, aber der Ansatz muss erst recht weiter gefasst werden. SEO ist mehr als Linkaufbau.