Amazon boykottiert Apple TV und Chromecast

Wie vor einigen Wochen angekündigt, hat Amazon Streaming-Geräte, die Amazon Prime nicht unterstützen, komplett aus dem Sortiment entfernt. Diese Geräte werden sowohl von Amazon selbst nicht mehr angeboten, aber auch andere Händler können sie nicht mehr über Amazon verkaufen. In erster Linie trifft diese Maßnahme den Google Chromecast und das Apple TV. Aber auch der Asus Nexus Player ist nicht mehr verfügbar. Eine Suche nach apple tv beispielsweise bringt als Top-Treffer nur noch die beiden Amazon-eigenen Geräte Fire TV und Fire TV Stick. Amazon begründet die Maßnahme damit, seine Kunden nicht verwirren zu wollen; schließlich würde ein Prime-Kunde, der ein Streaming-Geräte bei Amazon kauft, erwarten, dass auf diesem Gerät auch Amazon-Prime-Inhalte verfügbar seien.

Allerdings trifft der Amazon-Bann vor allem die Geräte der erfolgreichen Konkurrenz. So sind weiterhin ältere Modelle lieferbar, die zwar Streaming anbieten, aber kein Amazon Prime darstellen können. Dazu gehört etwa der WD TV HD Streaming Media Player von Western Digital. Auch viele Smart-TVs werden weiterhin von Amazon verkauft, obwohl sie keinen Prime-Player besitzen. Das gleiche gilt für die Spielekonsole Xbox, die ebenfalls häufig als Streaming-Client zum Einsatz kommt, aber zumindest im Lieferumfang kein Prime beherrscht.

Probleme für Affiliates

Während es für potenzielle Käufer lediglich unbequem sein mag, das Streaming-Gerät ihrer Wahl woanders zu kaufen, ist diese Entscheidung für Affiliates richtig problematisch. Denn gerade für Unterhaltungselektronik ist Amazon der beste Partner für Affiliates. Affiliates, die Streaming-Geräte testen und vergleichen und dazu auf eine Amazon-Partnerschaft setzten, haben jetzt das Problem, dass sie potenzielle Käufer von Chromecast und Apple TV jetzt zu anderen Anbietern weiterleiten müssen. Und diese Anbieter sind meist deutlich weniger lukrativ.

Doch auch wer nicht in diesem Segment unterwegs ist, sollte jetzt hellhörig werden. Der naheliegende nächste Schritt für Amazon wäre die komplette Verbannung der Nicht-Amazon-eReader wie tolino oder Kobo. Diese eReader werden zwar nicht von Amazon selbst verkauft, aber Partner dürfen sie bislang noch auf der Amazon-Plattform anbieten. Auch hier würde ja das Argument greifen, dass Kunden verwirrt werden könnten, wenn der bei Amazon gekaufte eReader keine Amazon-eBooks anzeigen kann.

Die Beschränkung der Maßnahme auf die erfolgreichen Geräte legt allerdings nahe, dass es Amazon in Wirklichkeit darum geht, der unliebsamen Konkurrenz Apple und Google eins auszuwischen. Denn Amazon ist heute die wichtigste Anlaufstelle für Produktsuchen. Und ein Produkt, das in Amazon nicht vorkommt, ist für viele Nutzer nicht existent. Während eine entsprechende Bereinigung der Google-Daten aber einen großen Aufschrei ergeben würde, bleibt dies bei Amazon aus. Denn Amazon wird nicht als Suchmaschine wahrgenommen.

Es wird interessant zu beobachten sein, ob Amazon es bei dieser Maßnahme belässt oder den Bann auf andere Geräte ausdehnt. Neben den schon angesprochenen eReadern wären natürlich auch alle Tablets (Amazon Fire!) entsprechende Kandidaten. Und sollte Amazon einen neuen Anlauf fürs Fire Phone wagen, könnten auch Smartphones gebannt werden. Aber ob sich das Amazon trauen würde?