Google plant Chrome OS und Android zu verschmelzen

Wie das Wall Street Journal berichtet, plant Google sein Betriebssystem Chrome OS mit Android zu verschmelzen. An der Zusammenlegung der beiden System werde angeblich schon seit zwei Jahren gearbeitet; 2017, so die Zeitung, solle eine finale Version der verschmolzenen Systeme erscheinen. Sollten diese Pläne stimmen, wäre dies das Ende des eigenständigen Betriebssystems Chrome OS, das 2009 eingeführt wurde. Bereits damals gab es Diskussionen, ob sich die beiden Systeme nicht zu sehr überschneiden. Lange hieß es dazu bei Google, dass es Sinn mache, zwei Alternativen zu haben.

While there are areas where Google Chrome OS and Android overlap, we believe choice will drive innovation for the benefit of everyone, including Google.

Sundar Pichai, heute Google-CEO, damals VP Product Management

Die Auswirkungen der Zusammenlegung sind noch völlig unklar. Zwar erwarten viele Tech-Blogs in den USA, dass damit der Brand Chrome OS sterben würde. Doch wirklich interessant sind die technischen Konsequenzen. Chrome OS hat zwei Eigenschaften, die es derzeit erheblich von Android unterscheidet.

Cloud-zentriert

Chrome OS lebt davon, dass die Daten in der Google-Cloud gespeichert sind. Eine lokale Datenspeicherung ist eigentlich nicht vorgesehen. Das ist deshalb interessant, da Google in der Vergangenheit auch bei Android versucht hat, die Möglichkeit, das lokale Dateisystem zu nutzen, zumindest zu reduzieren. Womöglich nutzt Google also die Zusammenlegung, die Android-Geräte noch stärker an seine Cloud zu binden. Damit ergäbe sich eine deutlichere Abgrenzung zu Apple, die in den letzten Monaten intensiv auf die Datenverschlüsselung und die Nutzbarkeit ohne Cloud-Dienste hingewiesen haben.

Rolling Releases

Chrome OS wird durch „rolling releases“ kontinuierlich aktualisiert. Nutzer von Chromebooks müssen sich nicht um Updates kümmern, diese werden quasi im laufenden Betrieb eingespielt. Android hingegen wird von Google nach klassischer Software-Manier gepflegt. Eine solche Umstellung wäre für ein normales Betriebssystem bereits eine Herausforderung. Für Android ergeben sich aber ganz andere Probleme: Bisher findet die Aktualisierung der Smartphones nicht direkt unter Googles Regie statt, sondern Google liefert die Updates an die Hersteller, die diese Updates dann testen, an die eigene Hardware anpassen und schließlich an die Nutzer ausliefern. Ein Prozess, der arbeitsaufwändig ist und Monate dauern kann. Und häufig auch gar nicht stattfindet, nämlich dann, wenn der Hersteller keine Lust hat, für seine Geräte Updates zu liefern. Dies hat inzwischen dafür gesorgt, dass Android einen Ruf als unsicheres System hat. Etwas, das Google sicherlich ändern möchte. Ob aber künftig die Android-Updates an den Herstellern vorbei direkt auf die Geräte gelangen, erscheint derzeit noch fraglich. Schließlich haben sich viele Hersteller gerade deshalb für Android entschieden, um selber eine bessere Kontrolle über die Software zu haben. Und um eigene Oberflächen und Anwendungen aufspielen zu können.

Wie die Zusammenlegung technisch aussehen wird, ist ebenfalls noch unklar. Zwar beruhen beide Systeme im Kern auf Linux, unterscheiden sich auf den darüber liegenden Schichten doch erheblich voneinander. Während Chrome OS quasi komplett im Chrome-Browser abläuft, ist Android letztlich ein normales Betriebssystem. Ein Betriebssystem, das mit vielen Entwicklern und extrem verbreiteter Hardware glänzen kann. Beides fehlt Chrome OS komplett. Nicht zuletzt das dürfte die Motivation Googles für die Zusammenlegung sein.

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