SEO-Tools: Sistrix – Onsite-Optimierung und SEO-Forensik

Nach viel zu langer Wartezeit komme ich nun endlich dazu, meinen Test der Sistrix SEO-Toolbox nachzureichen. Johannes Beus hat ja mit seinem Angebot den SEO-Tool-Hype erst ausgelöst, den nun viele andere Wettbewerber und Nachahmer mitmachen.

Die Toolbox besteht aus den fünf Modulen SEO, SEM, Backlinks, Monitoring und Universal, ich werde mich aber auf die beiden für Suchmaschinenoptimierer wichtigsten Module – SEO und Backlinks – konzentrieren. Ziel dieses Tests ist nicht, alle Features aufzulisten, sondern vielmehr auf die Nutzung der Sistrix-Tools in der täglichen Arbeit als SEO-Consultant einzugehen. Ein großer Schwerpunkt im SEO-Consulting liegt ja darin, auf einer Kunden-Website Fehler zu finden, also „SEO-Forensik“ zu betreiben. Gerade dafür ist die Sistrix-Toolbox sehr gut geeignet.

Sichtbarkeitsindex

Kernstück des Moduls „SEO“ ist der Sichtbarkeitsindex, der sich aus den Platzierungen zu etwa 250.000 Keywords berechnet. Damit ist der Sichtbarkeitsindex ein guter Maßstab für den Erfolg einer Website in Google und inzwischen so etwas wie eine etablierte Währung für Websites. Wurde früher der PageRank als Vergleichsgröße benutzt, so hat nun der Sichtbarkeitsindex diese Rolle übernommen. Für mich als SEO-Consultant ist der Verlauf des Sichtbarkeitsindex der vergangenen 12 Monate unglaublich praktisch. Hier sehe ich auf einen Blick, wie sich die Website entwickelt hat und erhalte Aufschlüsse über mögliche Ansatzpunkte wie Google-Strafen oder technische Umstellungen, die womöglich zu Problemen führten.

Zeigt sich bei einer Website ein deutlicher Absturz im Sichtbarkeitsindex, so gibt es dafür im Normalfall zwei mögliche Erklärungen: Entweder strafte Google die Website ab oder der Betreiber hat ein technisches Problem verursacht. Bei einem derart drastischen Absturz wie in der Grafik oben, ist eine Abstrafung die wahrscheinlichste Erklärung. Denn selbst heftige technische Dummheiten wie eine Sperre in der robots.txt oder ein Canonical-Tag, der alle Unterseiten auf die Homepage umbiegt, bringen für gewöhnlich keinen solchen Totalabsturz zustande.

Die in der folgenden Grafik sichtbare Verschlechterung trat wegen eines Fehlers im Umgang mit Session-IDs im Online-Shop ein. Der Betreiber hatte versehentlich wieder Session-IDs eingeschaltet, worauf Google mit Ranking-Problemen reagierte, wie im Sichtbarkeitsdiagramm schön zu sehen ist:

Wieso aber kam es zu den deutlich schlechteren Rankings? Die Session-ID führte dazu, dass Google viele Seiten aus seinem Index entfernte, da die Crawler aufgrund der Session-ID Probleme hatten, neuen und bereits bekannten Inhalt zu unterscheiden.

Wie im letzten Diagramm deutlich wird, ist eine Gegenüberstellung der Verläufe des Sichtbarkeitsindex und der Anzahl indexierter Seiten für die Analyse sehr hilfreich. Denn es ist wenig verwunderlich, dass die Sichtbarkeit abnimmt, wenn Google tatsächlich vorhandene Seiten mit Inhalt aus dem Index wirft. (Leider hat Google durch sein im März verursachtes „Gewackel“ bei der site:-Abfrage die Beobachtung dieses Problems etwas beeinträchtigt.)

SEO-Forensik

Doch nicht nur der Sichtbarkeitsindex gibt Aufschlüsse über Abstrafungen oder technische Probleme. Auch die Verteilung der Ergebnisse auf die zehn von Sistrix abgefragten Ergebnisseiten (Seite 1 = Position 1 bis 10, Seite 2 = Position 11 bis 20 usw.) kann einen Hinweis auf Probleme geben.

Obige Grafik zeigt den typischen Verlauf für eine halbwegs optimierte Website ohne erkennbare Probleme. Auf einer Kundenwebsite aber fand ich nun folgende Verteilung:

Der geringe Anteil an Top-10-Platzierungen alleine ist noch kein sicheres Anzeigen für ein Problem oder gar eine Google-Penalty. Gerade auf gering verlinkten Websites zeigt sich eine derartige Verteilung recht häufig; die schlechten Platzierungen sind einfach ein Anzeichen dafür, dass die Website zu schwach ist für bessere Positionen.

Für unsere weitere SEO-Forensik hilft uns aber wieder die Historie der Sistrix-Toolbox. Denn wir können uns die SERP-Verteilung auch in der Vergangenheit anschauen. Im Fall meiner o.a. Kundenwebsite ergab sich vor einem Jahr noch eine ganz andere Verteilung:

Die beiden gezeigten Verteilungen ergaben sich bei einem in der Zwischenzeit nur leicht angestiegenen Sichtbarkeitsindex. Die deutlichen Positionsverschiebungen müssen einen Grund haben, der mit dem Kunden abzuklären ist.

Ebenfalls mit dem Kunden abzuklären ist die jeweilige Konkurrenzsituation. Hier ergibt sich oft das Phänomen, dass Kunden – vor allem bei Mittelständlern mit geringer Webkompetenz kommt das vor – zwar ihre Offline-Konkurrenz kennen, aber nicht einzuschätzen wissen, wer denn online, also im Google-Index, mit ihnen konkurriert.

Hier hilft die Sistrix-Toolbox mit der Funktion „Konkurrenzanalyse“. Dazu präsentiert uns die Anwendung Websites, die zu den gleichen Begriffen ranken wie die angefragte Website. In vielen Fällen ist diese Konkurrenzliste richtig gut und ich habe bereits mehrmals erlebt, dass ein Kunde im Beratungsgespräch erstaunt zugeben musste: „Richtig, die sind auch noch Konkurrenten.“ Gleicht man also die Sistrix-Konkurrenzliste mit den vom Kunden zusammengestellten Wettbewerbern ab, so erhalten wir eine umfassende Liste der künftig zu beobachtenden Mitbewerber.

Keywords

Neben dieser aufklärerischen Arbeit hilft uns das SEO-Modul vor allem mit seinem Keywords-Bereich weiter. Die Funktion „Keywords“ listet alle Suchanfragen auf, zu denen die Website in den Top-100 gefunden wurde – und die von der Sistrix-Toolbox wöchentlich abgefragt werden. Für suchmaschinentricks.de erhalten wir z.B. 366 platzierte Keywords, für amazon.deschon 468.000 Keywords. Natürlich stehen diese Daten für eine detaillierte Offline-Analyse auch zum Download bereit.

Im Beratungsgeschäft ist es oftmals sehr aufschlussreich, Kunden zu zeigen, unter welchen Begriffen sie vorne zu finden sind und im Vergleich dazu zu präsentieren, mit welchen Keywords die Konkurrenz vorne steht. Damit lassen sich schon mal Maßnahmen durchsetzen, die zuvor mit Verweis auf irgendwelche firmeninterne Grundsätze als „nicht machbar“ galten.

Unter der Funktion „Chancen“ zeigen die Sistrix-Tools jene Suchbegriffe an, mit denen die Website irgendwo zwischen 11 und 100 platziert ist, die aber ein hohes Trafficpotenzial vermuten lassen. Natürlich sollten wir diese Liste nicht blind abarbeiten. Denn der Screenshot mit Vorschlägen für Suchmaschinentricks.de zeigt, dass nicht alle vermeintliche Chancen tatsächlich Potenzial haben. Mit omd etwa würde ich wohl nur noch Achtziger-Jahre-Fans von Maid of Orleans erreichen, nicht unbedingt meine Kernzielgruppe …

Zum Abschluss möchte ich noch eine relativ neue Funktion der Toolbox vorstellen, die mir außerordentlich gut gefällt: Neue Keywords. Hier gebe ich bis zu drei Konkurrenzsites ein und erhalte eine Liste von Keywords, unter denen zwar diese Konkurrenzsites gefunden werden, meine Website aber nicht. Diese Funktion lässt sich zudem nicht nur auf den Standard-Keyword-Stamm von 1 Million Suchanfragen anwenden, sondern auch auf die Longtail-Keyword-Liste. Damit lassen sich sehr schnell Lücken im eigenen Keyword-Korb aufdecken.