Zehn Jahre Suchmaschinentricks.de

Nun ist es soweit: Suchmaschinentricks.de feiert sein zehnjähriges Jubiläum! Ausgerechnet am 1. April 2000 startete ich diese, damals noch recht kleine Website. Mein Ziel war damals nicht, Aufträge als Suchmaschinenoptimierer zu akquirieren; schließlich wusste ich bis dahin noch nicht, dass es sowas wie Suchmaschinenoptimierer als Berufsbild überhaupt gibt. Ich wollte vielmehr mein aus amerikanischen Foren und eigenen Experimenten angesammeltes Wissen allen Webmastern zur Verfügung stellen, damit das Geheimnis um die Top-Positionen in Altavista oder Fireball nicht länger ein Geheimnis bleibe. Ich hatte also anfangs tatsächlich mehr aufklärerischen Antrieb als ein echtes Geschäftsmodell.

Natürlich ist das nur die halbe Wahrheit. Natürlich hatte ich ein Geschäftsmodell. Immerhin geht’s ums Frühjahr 2000, da hatte jede Website ein Geschäftsmodell; dummerweise war das Geschäftsmodell für jede Website das gleiche: Bannerwerbung. Auf dem Höhepunkt der ersten Internetblase wurden ja die IPO-Millionen auf direktem Weg vom Kapital- in den Werbemarkt gepumpt. Das Ergebnis waren TKP-Preise für Standardbanner, die sogar dreistellige DM-Preise erreichten. Entsprechend lautete mein Geschäftsmodell: 100.000 PageViews im Monat mal 50,- DM TKP gleich 5.000,- DM Monatsverdienst. Leider sanken im Jahr 2000 die TKP-Preise schneller als meine Besucherzahlen steigen konnten – und das, obwohl meine Besucherzahlen rapide stiegen.

Marktanteile 2000

Allerdings bewahrheitete sich auch für Suchmaschinentricks.de das alte Web-Motto: If you build it, they will come. Nur wenige Tage nach dem Launch der Website kürte Yahoo Suchmaschinentricks.de zur „Website der Woche“ in Deutschland. Das hatte zwei Konsequenzen. Erstens war innerhalb eines Tages mein gesamtes monatliches Trafficpaket von immerhin einem Gigabyte verbraucht und zweitens erhielt ich wiederum wenige Tage später meinen ersten Auftrag als Suchmaschinenoptimierer.

Damals konnte man ja wirklich noch von Suchmaschinenoptimierer sprechen; heute müssten wir uns eigentlich Googleoptimierer nennen. Im Frühjahr 2000 hatte Yahoo einen Marktanteil von 26 Prozent, Altavista 10 Prozent. Google kam auf gerade mal 5 Prozent und konnte noch nicht einmal eine deutsche Oberfläche vorweisen. So war denn auch am 18. April die erste News-Meldung auf Suchmaschinentricks.de, dass Google nun auch auf deutsch verfügbar sei.

Überraschender als die Tatsache, dass Google im April 2000 noch unbedeutend war, sind aber beim Blick auf die alten Meldungen die vielen längst verschwundenen und vollkommen zurecht vergessenen „Next Big Things“. RealNames etwa war ein Zwitter aus manueller Suchmaschine und alternativem Domain-Registrar. Kunden konnten dort Suchbegriffe kaufen und so ihre Website diesem Begriff zuordnen. Zunächst sollten Kooperationen mit anderen Suchmaschinen, u.a. mit MSN, entsprechenden Traffic für die Suchwörter bringen, später wollte RealNames gar das Domain Name System ablösen. Das eigentlich Verrückte dabei war aber nicht das Konzept von RealNames; der echte Wahnsinn waren die Investoren, die über 130 Millionen Dollar in das Unternehmen investiert hatten.

Manche Konzepte haben überlebt

Eine zumindest indirekte Renaissance erlebt derzeit das Konzept von DirectHit. DirectHit bediente sich als Suchmaschine des Index von Inktomi und versuchte über das Nutzerverhalten (Stichwort: Bounce Rate) auf der Suchergebnisliste zu erkennen, welche Treffer gut und welche schlecht für die entsprechende Suchanfrage sein könnten. Leider hatte DirectHit zum einen das Pech, ausgerechnet zu einem Zeitpunkt durchstarten zu wollen, als Google seinen Aufstieg begann und viel, viel bessere Treffer als alle anderen Suchmaschinen zeigen konnte. Und andererseits gab es 2000 bereits genügend SEOs, die mit Perl-Scripten bewaffnet DirectHit zu ihren Gunsten zu beeinflussen wussten. So kläglich das Konzept damals scheiterte, heute sind viele Suchmaschinenoptimierer überzeugt, dass Google solche Verhaltensmuster (wenngleich auch viel intelligenter) auf den Suchergebnislisten sehr wohl auswertet und ins Ranking einfließen lässt.

Doch gab es im Jahr 2000 noch einige weitere Namen, die damals Bedeutung hatten und heute verschwunden sind. Mit Fireball und Infoseek existierten zwei eigenständige deutsche Suchmaschinen mit ordentlicher Technologie. Ein Eintrag im Yahoo Webkatalog wurde 2000 für kommerzielle Websites kostenpflichtig. Apropos Yahoo: Die heutige Yahoo-Vermarktungsabteilung hieß damals noch nicht mal Overture, sondern Goto.com und war eine erfolgreiche eigenständige Firma. Und das, was wir heute als Google Groups kennen, war unter Deja News bekannt.

Geburtstagsparty

Wo wir gerade beim Thema „Diskussionen“ sind: Den größten Schub brachte Suchmaschinentricks.de der Start des Forums. Tatsächlich wurde das Forum bald so sehr mit der Website identifiziert, dass schon viele Optimierer nur noch das Forum wahrnahmen und alle anderen Artikel wie auch meine News ignorierten. Aber auf das Forum gehe ich sicherlich in einem anderen Artikel intensiver ein.

Natürlich soll dieser Artikel nicht alles zum zehnjährigen Jubiläum gewesen sein. Für den Sommer plane ich eine Geburtstagsparty in München. Weitere Details gibt’s hier in Kürze. Und wer den Drang verspürt, als Sponsor für diese Veranstaltung aufzutreten, darf sich gerne bei mir melden.