Gedanken zum Google Datenschutz

Niemand wird bestreiten, dass Google ein gigantischer Datensammler ist. Google kennt

  • die Suchanfragen von 90 Prozent der deutschen Internetnutzer, zusammen mit den angeklickten Ergebnissen.
  • dank Google Analytics, AdSense, DoubleClick, Blogger.com und der Toolbar das weitgehende Surfverhalten nahezu aller deutschen Internet-Nutzer auf mindestens einem Drittel der deutschen Websites – denn allein Analytics ist ja bereits auf 13 Prozent aller Websites im Einsatz.
  • die E-Mails von Millionen GMail-Nutzern.
  • demnächst das komplette Surfprofil aller Nutzer, die den neuen Google-DNS-Service nutzen.
  • vermutlich das komplette Nutzerverhalten aller ChromeOS-Nutzer.

Nun lautet bekanntlich Googles Mantra „Don’t be evil!“ und in der Tat gibt es noch keinen Vorfall, der daran ernsthaft zweifeln ließe. Ich nutze ja selbst seit Jahren GMail, manchmal auch Google Analytics und auf meinem Netbook Chrome als primären Browser. Zu behaupten, ich wäre besonders paranoid was Google angeht, ist definitiv übertrieben.

Trotzdem finde ich die Datenmenge und -qualität, die Google inzwischen angehäuft hat, beängstigend. Zumal Google das Thema Datenschutz meiner Empfindung nach zuletzt immer stiefmütterlicher behandelt. Dass die personalisierte Suche von Google nun per Opt-Out-Verfahren funktioniert, stellt eine neue Dimension dar. Bisher musste sich der Nutzer dazu extra anmelden und so waren die typischen DAUs nicht betroffen. Nun aber wird ein höchst interessantes Nutzerprofil erstellt und sechs Monate gespeichert, ohne dass der normale Durchschnittsnutzer das irgendwo mitbekäme.

Wenn es einen Grundsatz über Datensammlungen gibt, dann wohl diesen:

Sind Daten erst einmal erhoben, werden sie früher oder später auch zu Zwecken ausgewertet, die anfangs vehement bestritten wurden.

Bei den Providern gibt’s Verbindungsdaten? Die müssen wir speichern! Bei der LKW-Maut fallen Daten an, mit denen man vielleicht Verbrecher fangen kann? Also müssen wir darauf zugreifen können!

Was hat das nun mit Google zu tun?

Ich bin heute über dieses Interview mit Google-Chef Eric Schmidt gestolpert. Dort sagt er, ich übersetze mal kurz, folgendes:

Wenn du etwas tust, von dem du nicht möchtest, dass jemand anders es weiß, solltest du es vielleicht gleich gar nicht tun.

Mich beunruhigt diese Einstellung ganz ernorm. Der Chef der Firma, die wohl mehr über mich weiß als sonst jemand auf der Welt, sagt mir: Wenn du unschuldig bist, hast du nichts zu verbergen! Was heißt das für Googles künftiges Verhalten zum Datenschutz? Will ich dieser Firma wirklich weiterhin mein Vertrauen für meine Mails (und die meiner Mailpartner) entgegenbringen?

Ich habe den Eindruck, Google macht derzeit einen großen Wandel durch. Lange haben sie es geschafft, trotz ihrer Größe einen sympatischen Anschein zu bewahren. Diese – im besten Fall – unbedachte Äußerung ihres Chefs zum Datenschutz oder die Einführung einer Suchfunktion ohne ersichtlichen Vorteil für die Nutzer sind aber Hinweise, dass Google auf dem langen Weg zum normalen Großkonzern etliche Schritte vorangekommen ist.